„Und Er war ihnen untertan“


■ Die Familie ist die Keimzelle einer jeden Gesellschaft, eines Volkes, eines Landes und der Kirche. Wenn die Situation in Familien gut ist, dann wirkt sich dies nur fördernd auf die betreffende Gesellschaft und die Kirche aus. Heutzutage erleben wir aber eine Krise der Familie. Die Krise in der Gesellschaft ist verbunden mit der Krise in der Familie. Wir brauchen gute Familien für eine günstige Entwicklung der Gesellschaft, für zukünftiges geistiges Wachstum.
An einem jeden ersten Sonntag nach dem Fest Epiphanie, Erscheinung des Herrn, feiern wir das Fest der hl. Familie Jesus, Maria und Josef. Diese ganz besondere Familie zeigt uns, welche Grundsätze von uns geteilt werden bzw. welche Prinzipien wir befolgen sollten, um unser Familienleben zu verbessern.
Wir wissen über die allerseligste Jungfrau Maria, wie sie belehrt worden ist, dass ihr Kind ein ganz besonderes Kind sein werde. Sie wusste dies allein schon dadurch, dass sie ihr Kind ja nicht von einem Mann, sondern durch die Beschattung des heiligen Geistes empfangen hatte (vgl. Lk 1,35). Teilte ihr doch der hl. Erzengel Gabriel bei der Verkündigung der Geburt Jesu gleich mit: „Er wird groß sein und der Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott der Herr wird Ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und Seines Reiches wird kein Ende sein.“ (Lk 1,32f.)
Hielt es dann ja auch Elisabeth, die Base Marias, für eine unverdiente „Gnade, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt!“ (Lk 1, 43.) „Herr“ war hier und ist in Bezug auf Jesus ein hoheitlicher Name, der Seine Göttlichkeit anspricht. Und die Hirten vom Feld berichteten Maria und Josef ja ebenfalls, wie ihnen ein „Engel des Herrn“ Jesus als „Heiland“, „Messias und Herr“ vorstellte (Lk 2,11).
Maria wusste auch, dass Jesus das Volk von der Sünde erlösen werde. Denn als sie Ihn dann nach dem Gesetz des Alten Bundes im Tempel dargestellt hatte, damit er beschnitten werde, prophezeite der gottesfürchtige Greis Simeon, dass Jesus „zum Fall und zur Auferstehung vieler in Israel bestimmt ist“ (Lk 2,34). „Maria aber bewahrte und erwog alle diese Dinge in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19).
Der hl. Joseph war ebenfalls bestens darüber informiert gewesen, wer der Knabe Jesus denn wirklich war. Erstens wusste er ja wie kein anderer, dass er selbst nicht sein biologischer Vater gewesen ist. Und zweitens „erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn und sagte: ‚Josef, … denn was aus ihr (Maria) erzeugt worden ist, stammt vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, … Er wird Sein Volk erlösen von seinen Sünden.‘“ (Mt 1,20f.)
Umso erstaunlicher dann die Feststellung des Evangelisten über den von Jesus an den Tag gelegten Gehorsam Maria und Josef gegenüber. Denn nachdem sie dem 12-jährigen Jesus nach Seinem Verlorengehen und Auffinden im Tempel während Seiner ersten pflichtgemäßen Pilgerfahrt „zum Osterfest nach Jerusalem“ sagten: „Kind, warum hast Du uns so etwas getan? Siehe, Dein Vater und ich haben Dich mit Schmerzen gesucht!“, bemerkt das Lukas-Evangelium geradezu feierlich: „Dann zog Er mit ihnen hinab nach Nazareth und blieb ihnen untertan. Seine Mutter bewahrte alle diese Dinge in ihrem Herzen.“ (Lk 2,51.)
Ja, niemand geringerer als Jesus selbst ist Seinen Eltern, Seiner gebenedeiten Mutter und Seinem heiligen Pflegevater, hier auf Erden mit Gehorsam begegnet!
Der hl. Bernhard von Clairvaux beschreibt diese Realität mit folgenden Worten der Ergriffenheit und Bewunderung (in seiner Homilie 1 bezüglich „Missus est“, n. 7-8), welche die Kirche für die Lesungen des Römischen Breviers für das Fest der hl. Familie ausgewählt hat: „Er war ihnen untertan. Wer wem? Gott den Menschen; Gott, sage ich, dem Engel unterstellt sind, dem Fürstentümer und Herrschaften gehorchen, Er war Maria untertan, aber nicht nur Maria, sondern auch Josef wegen Maria. Bewundere beides und wähle, was du mehr bewunderst – entweder die gütigste Würdigung des Sohnes (seiner Mutter – Anm.) oder Marias außergewöhnlichste Würde. Beides führt zu Staunen, beides ist ein Wunder. Sowohl ist es eine beispiellose Demut, dass Gott einer Frau gehorcht, als auch ist es eine Erhöhung ohnegleichen, dass eine Frau Gott vorgestellt wird. Im Lobpreis der Jungfrauen wird im Einzelnen gesungen, dass sie dem Lamm folgen, wohin es sie führt. Welcher Lobsprüche meinst du, ist würdig, die (Ihm – Anm.) sogar vorausgeht?“
■ Daraus wird ersichtlich, dass das Gehorsams- und Untergebenen-Verhältnis ein wechselseitiges ist. Von der einen Seite erweist man jemand Gehorsam und von der anderen Seite Respekt. Dies ist die goldene Regel für alle unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, in welchen eine Seite Autorität über die andere Seite ausübt oder deren Vorgesetzter ist und somit Verantwortung für sie trägt.
So lesen wir im 3. Kapitel des Kolosserbriefes des hl. Apostels Paulus, wie er diese Regel auf verschiedene analoge Bereiche ausdehnt. Zuerst wendet er sich da an die Ehemänner, Ehefrauen und die Kinder, wobei er in jedem Fall beide Seiten an ihre jeweiligen Pflichten erinnert. Es darf sich hierbei nämlich nicht bloß um eine sog. „Einbahnstraße“ handeln, sondern es soll großer Wert auf ein gegenseitiges Geben und Nehmen gelegt werden: „Ihr Frauen, seid euren Männern unterwürfig. So ziemt es sich im Herrn. Ihr Männer, liebt eure Frauen und lasst euch nicht gegen sie erbittern. Ihr Kinder, seid euren Eltern in allem gehorsam. Das ist wohlgefällig im Herrn. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht. Sonst werden sie mutlos.“ (Kol 3,18-21.)
Da sieht man, wie falsch z.B. manche Ehemänner ihre Position in der Familie interpretieren. Ich kenne konkrete Fälle, in welchen katholische Ehemänner sagen, sie seien ja das Oberhaupt der Familie, weshalb ihnen alle in der Familie praktisch bedingungslos folgen müssten. Aber sie behandeln ihre Ehefrauen und Kinder so, dass sie ihnen praktisch keine Luft zum Atmen geben. In einem Fall ging es sogar so schrecklich zu, dass der betreffenden Ehefrau nicht einmal gestattet war, eine Freundin zu treffen, ohne ihrem Ehemann genau Bericht zu erstatten. Und in einem anderen Fall wollte der Mann zwei Kinder aus einem Kinderheim aufnehmen, ohne sich vorher aber mit der Ehefrau und den eigenen halbwüchsigen Kindern beraten zu haben bzw. sie bei einem solchen wichtigen Vorhaben um ihre Meinung gefragt zu haben!
Bei einer solchen einseitig-verkehrten Interpretation des Haupt-Seins in der Familie verschwindet natürlich bald ein jegliches gesundes Vertrauen zum Ehemann und Vater. Er manövriert sich selbst in einen Winkel, in welchem er von der eigenen Familie nur als ein Herrscher und Tyrann angesehen werden kann. Besitzt er ja anscheinend auch kein erforderliches Maß an Vertrauen zu seiner Ehefrau und den Kindern. Gegenseitiges Vertrauen ist aber so wichtig für eine jede Ehe und Familie!
Darf es einen dann wirklich wundern, dass so behandelte Ehefrauen nach dem ersten Schock es menschlich irgendwann nicht mehr aushalten in einer solchen Ehe und ihre Ehemänner verlassen? Natürlich sind die Scheidung und der von ihr darauf eventuell betriebene Ehebruch an sich eine schwere Sünde, eine Todsünde. Dies steht hier nicht zur Diskussion. Dennoch stellt sich in einem solchen Zusammenhang auch die Frage, wer von den beiden denn die größere Verantwortung vor Gott und der eigenen Familie für das Scheitern der Ehe und den Bruch in der Familie trägt.
Das heute natürlich häufiger anzutreffende Problem ist, dass Ehemänner und Väter kaum bis keine Autorität mehr in Ehe und Familie besitzen – das andere Extrem. Nein, ihre heilige Pflicht ist es, ihre Familie klug und weise zu führen und die Kinder auch durch das Aufstellen von klaren Regeln und Grenzen bzw. durch die Anleitung zur gesunden Disziplin zu erziehen. Manche Ehemänner und Väter müssten sogar eindringlich daran erinnert werden, dass sie da eine sehr hohe Verantwortung haben bzw. bisweilen sie das sprichwörtliche letzte Wort haben sollten/müssten!
Dabei dürfen sie sich aber auch von keiner herrschsüchtig-autoritären Mentalität leiten lassen und etwa durch das eigene Empfinden einer negativen „Verbitterung“ (was sehr oft auf das Vorhandensein ernsthafter persönlicher Fehler und Mängel oder sogar eines besorgniserregenden Minderwertigkeitskomplexes hinweist!) das Leben anderer Familienmitglieder vergiften. Das Synonym ihrer „Macht“ ist „hohe Verantwortung für ihre Familie“ bzw. sollte sich dadurch definieren, weshalb da u.a. auch ein jegliches (absolutistisches) Machtgehabe komplett fehl am Platz ist!
Offensichtlich ist auch da die berühmte „goldene Mitte“ das Richtige. Die Autorität eines Ehemannes und Vaters beruht auf seiner ehrlichen und aufopferungsvollen Sorge um die Familie. Wenn er sich für seine Leute hingibt und ihnen so seine echte Liebe zeigt, werden eine kluge Ehefrau und anständige und nicht verzogene Kinder eben mit echtem Stolz zu ihrem Ehemann und Vater aufschauen und bisweilen sogar mit großer Freude an ihre Pflicht vor Gott denken, ihm mit Hochachtung, Respekt und Gehorsam zu begegnen! Gesunder Gehorsam kann nur auf dem Boden einer tätig-aufopferungsvollen Liebe und gütigen Fürsorge wachsen und gedeihen. Es kommt darauf an, dass man sich gegenseitig achtet und respektiert – jede der Seiten in einer für sie jeweils geeigneten Art und in einem für sie bestimmten Umfang!
■ Die Eltern haben allein schon durch das Naturrecht von Gott den Auftrag erhalten, ihre Kinder zu solchen Menschen und Bürgern zu erziehen, die fähig sind, Gut und Böse zu unterscheiden und sich eben in richtiger Nutzung der eigenen Willensfreiheit für das Richtige zu entscheiden. Sie sollen durch eine gute Erziehung befähigt werden, sowohl Gott als auch die Mitmenschen zu lieben!
Das bedeutet dann erstens natürlich, dass man den Kindern keinesfalls die sog. „Narrenfreiheit“ geben darf, indem man ihnen im Namen einer falsch verstandenen „Freiheit“ etwa eine jegliche Dummheit und Bosheit durchgehen lassen wollte. Die Einschärfung von Anstand, Sittlichkeit und die Ausrichtung auf gesunde christliche Werte müssen auch zum Repertoire einer christlich-katholischen Erziehungsarbeit gehören!
Auf der anderen Seite sollte man den Kindern nicht jedes Detail vorschreiben oder ihnen alles verbieten, was vielleicht über hundert Ecken eventuell auch mal zu einer gewissen Versuchung für sie führen könnte.
Ein junger Mensch sollte nämlich „trainiert“ bzw. dazu erzogen werden, zwar mit Hilfe und Unterstützung anderer und erfahrener Menschen, letztendlich doch auch selbst sowohl Argumente gegen falsche Ideen, Vorstellungen und Verhaltensweisen zu finden und vorzubringen und auch die sittliche Kraft gegen verschiedene Arten der Versuchung zu entwickeln. Zusammengefasst gesprochen sollten sie schlussendlich lernen, selbst zu verstehen, warum das sittlich Gute gut und befolgungswert und das Schlechte böse und verabscheuungswürdig ist, um dann das eigene Leben im Prozess des Erwachsenwerdens selbst auf den richtigen Fundamenten aufzubauen!
Wenn aber die Kinder seitens ihrer Eltern nicht den Eindruck vermittelt bekommen, dass man ihnen auch vertraut, dass man ihnen auch das Meistern eines Problems bzw. das Überwinden mancher Hürden im Leben zutraut, dass man ihnen auch eine gewisse Freiheit gibt, damit sie sich auch nach eigenen Talenten und Begabungen entfalten können, dann kann es leider schnell passieren, dass sie sogar auch verbittern. Bei einer zu starken unvernünftigen Einschränkung ihrer berechtigten Rechte und Wünsche kann es auch leicht passieren, dass sie dann bei der ersten sich für sie nur bietenden Gelegenheit fluchtartig und unter Bruch der Beziehung das Elternhaus verlassen.
Man kennt auch Fälle, in welchen solche Kinder aus katholischen Familien dann leider auch den gesunden katholischen Glauben als solchen aufgeben – ob nun größtenteils oder ganz. Denn sie assoziieren die betreffenden eigenen sehr negativen Erfahrungen nicht nur mit der Person ihres Vaters oder ihrer Mutter, sondern leider auch mit deren Glaubenshaltung. Zumal wenn diese sich bei ihrer Haltung im eigenen Irrtum fälschlicherweise auf den Glauben berufen. Traurig, aber leider wahr.
Wenn aber Kinder die liebende Fürsorge ihrer Eltern erfahren, wenn sie erleben, wie man sich für sie zerreißt und aufopfert, dann rebellieren sie auch weniger heftig gegen das Vorschreiben und Aufstellen von vernünftigen Regeln. Wenn die Kinder sehen, dass die Eltern trotz aller erforderlichen maßvollen Disziplinierung sie auch achten und sie bisweilen im gesunden Umfang nach ihrer Meinung fragen, dann sehen sie, dass ihr Familienleben auf gegenseitigem Geben und Nehmen beruht, dass es eine respektvolle wechselseitige Beziehung, dass es Liebe ist!
Solche liebevollen Eltern respektiert man dann mehr und folgt ihnen auch weniger widerspruchsvoll. Mit zunehmendem Alter der Kinder wächst bei ihnen auch die tiefe Dankbarkeit ihren Eltern gegenüber! Dann kann es zu solchen wunderbaren Situationen führen, dass man sagt: Zwar verstehe ich es nicht 100%-ig genau, warum mein Vater oder meine Mutter dies wünscht oder darum bittet; aber allein schon weil sie meine lieben Eltern sind, so tue ich, was sie wünschen oder um was sie mich da bitten!
Somit bleibt man gehorsam, auch wenn man selbst inzwischen 30, 40, 50 oder 60 Jahre alt geworden ist. Denn es sind die Eltern und man weiß, wie sie sich früher für das betreffende Kind im Hinblick auf dessen zeitlich-irdisches und geistig-übernatürliches Wohlergehen aufgeopfert haben.
■ Abschließend fordert der hl. Apostel Paulus sogar auch im Hinblick auf das Herren-Sklaven-Verhältnis die Befolgung derselben Regeln und Prinzipien der gegenseitigen Achtung und Verantwortung vor Gott, was ja irgendwie auch erstaunlich ist: „Ihr Sklaven, seid euren irdischen Herren in allem untertan, nicht als Augendiener, um Menschen zu gefallen, sondern mit aufrichtigem Herzen, in der Furcht des Herrn. Was ihr tut, das tut von Herzen gern; denn es gilt dem Herrn und nicht Menschen. Ihr wisst ja, dass ihr zum Lohn dafür vom Herrn das Erbe erhaltet. Dient Christus dem Herrn. Wer Unrecht tut, wird für sein Unrecht Strafe erhalten. Da gilt kein Ansehen der Person.
Ihr Herren, gewährt den Sklaven, was recht und billig ist. Bedenkt, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.“ (Kol 3,22 - 4,1.)
Was man heute kaum verstehen kann, aber Paulus und in seinem Gefolge die Ur-Christenheit schaffen die Sklaverei nicht (etwa durch ein klares und entschiedenes Verbot) ab. Aber sie tun etwas anderes, was der Sklaverei eigentlich und letzten Endes den geistigen Boden entzieht bzw. es legitimationsmäßig „austrocknen“ lässt – sie unterstellen diese Beziehung dem Gebot der „Furcht des Herrn“! Das Beherzigen und Verinnerlichen der im Sinn des Christentums verstandenen Ehrfurcht vor Gott und der eigenen Verantwortlichkeit für das gesamte eigene Tun und Lassen vor Ihm führt generell und sozusagen am schnellsten dazu, das eigene Verhältnis zu anderen Menschen zu überdenken und das eigene Streben nach manchen falschen Werten und Idealen zu überprüfen.
So gesehen, war es dann auch kein Wunder, dass die Sklaverei eigentlich erst dank des christlichen „Gedankengutes“ überwunden werden konnte!
■ Dieselben Grundsätze der gegenseitigen Verantwortung vor Gott und füreinander gilt auch für das Vorgesetzten-Untergebenen-Verhältnis in der Kirche!
Weder ein Papst noch ein Bischof noch ein Priester ist in seinem Umfang ein absolutistischer Herrscher in der Kirche und hat auch nicht wegen der Gehorsamsverpflichtung ihm gegenüber das Recht und die Vollmacht, alles zu tun und zu lehren, was ihm gerade beliebt. Die kirchliche Autorität aller Kleriker bzw. die Gehorsamsverpflichtung der Gläubigen ihnen gegenüber ist mit ihrer Pflicht (Gott und ihren im Autoritätsverhältnis Untergebenen gegenüber!) umschrieben und begrenzt, den wahren Glauben zu verkündigen und die wahre apostolische Liturgie zu feiern bzw. die gültigen kirchlichen Sakramente zu spenden.
Die Angehörigen des Klerus sollen alle je nach Amt im betreffenden Umfang wie geistige Väter sein, die ihre geistigen Kinder auf den rechten Weg bringen bzw. ihnen da zu jeweils weiteren Fortschritten, dem geistigen Wachstum verhelfen sollen. Da folgen dann die betreffenden Gläubigen ihren geistigen Hirten auch umso eifriger, dankbarer und hingebungsvoller.
Wenn diese Hirten aber die Dummheit und Frechheit haben sollten, ihre geistigen Kinder durch falsche Lehren, protestantisch angehauchte „Abendmahlfeier“ und ungültige Sakramente insofern zu „verbittern“, dass sie sie nicht zu Jesus Christus, dem Göttlichen Erlöser, führen und ihnen „vergiftete Speisen“ anbieten, dann können sie nicht darauf pochen, man sei ihnen den Gehorsam schuldig.
Da das Autoritätsverhältnis in der Kirche ausschließlich geistiger Natur ist und eben nicht wie bei den eigenen Eltern auch noch auf biologischer Abstammung beruht, kann man eine solche für eine positive Aufbautätigkeit im Reich Gottes geschenkte geistige Verantwortung, sprich kirchliche Autorität, auch entsprechend verlieren!
Wie ein biologischer Vater auf dieser Ebene immer Vater bleibt, kann er in der tieferen geistigen Hinsicht doch nicht ernsthaft darauf pochen, er sei Vater zu einem Kind, wenn er dieses etwa schwer misshandelt, verlassen, im Stich gelassen oder sonst irgendwie schwerwiegend geschädigt hat. Genauso wenig hat ein Priester, Bischof oder Papst die kirchliche Legitimation, sich einen (geistigen) Vater seiner (geistigen) Kinder zu nennen, wenn er die rechte Lehre unterdrückt und bekämpft und stattdessen sogar auch noch aktiv Schisma, Häresie und Apostasie gutheißt und fördert – wenn er mit anderen Worten selbst schwerstens die Bedingung verletzt, unter der er überhaupt rechtmäßig ein solcher geistiger Vater sein kann!
Vor dem sog. „Zweiten Vatikanischen Konzil“ haben alle katholischen Päpste geschworen, speziell dem treu zu bleiben, was die Kirche und die früheren Päpste in dogmatischer Hinsicht gelehrt haben. So wurde die Kontinuität zur Kirche aller Jahrhunderte gewährleistet. Seinen Ausdruck fand diese kirchliche Geisteshaltung u.a. auch im feierlichen Ablegen des Treuschwures eines Papstes, des Papst-Eides, am Tag seiner Papstkrönung.
Und bezeichnenderweise wird dieser Eid nach dem Konzil nicht mehr geleistet. Damit zeigt sich indirekt, dass man da nämlich nicht mehr „Vater der Gläubigen“ im Sinn und nach den Bestimmungen der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche sein wollte und will!
■ Grundsätzlich drückt sich Besitzen von Autorität im Dienen aus! So sollen alle, die diese oder jene Autorität über andere erhalten haben (in Familie, Kirche und in der Arbeitswelt), die betreffenden Untergebenen zunächst einmal grundsätzlich achten und respektieren. Man frage sich dann unbedingt auch, was denn mein Ehemann, meine Ehefrau, mein Kind oder meine Eltern von mir erwarten. Wonach sehnen sie sich berechtigterweise, was ich ihnen in Vernachlässigung meiner Pflichten bisher vielleicht noch nicht hinreichend gezeigt und gegeben habe? Denn wenn man sich um das Wohlergehen derer kümmern soll, für die man verantwortlich ist, muss man sich auch solche Fragen stellen. Dadurch wird manchem Übel vorgebeugt und auch manche Wunde verheilt schneller.
Wenn das Familienleben funktioniert, wenn dort Glaube, Hoffnung und Liebe wachsen, dann kann sie u.a. auch zur Quelle von guten Berufungen zum Priester- und Ordensstand aber auch für künftige gute Ehemänner und Ehefrauen werden! Und davon profitiert dann die gesamte Gesellschaft und die Kirche!

P. Eugen Rissling

 

 

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